Angesichts eines Autopneus am Hinterrad, Starrahmen ohne gefederten Sattel und Gabellängen, die das Vorderrad als Spähtrupp für Schlaglöcher schon mal vorausschicken, sind einige Leute kritisch gegenüber der Fahrbarkeit eines solchen „Geländers“ eingestellt.
Du ahnst schon, dass dieser Text dazu dienen soll, dich vom Gegenteil zu überzeugen…. . Aber wir versichern dir, dass wir die Wahrheit sagen.
Wie bei einem Auto, gibt es auch am Motorrad eine Fahrwerksgeometrie. Die wohl wichtigste Grösse ist der Nachlauf. Verlängert man die Achse des Lenkkopfes bis zum Boden und misst zurück bis zu dem Punkt, an dem die Senkrechte der Vorderachse den Boden berührt, ergibt dies den Nachlauf. Als einfaches Beispiel dienen die Räder an einem Einkaufswagen; Das Rad wird immer hinterher gezogen, wegen des Nachlaufes. Die Grösse des Nachlaufes ist Erfahrungssache. Ist er zu klein, oder gar negativ, wird das Motorrad instabil. Es ist, als würde beim Einkaufswagen das Rad nicht hinterher gezogen, sondern gegen die Fahrtrichtung geführt: Das Rad würde ständig nach links und rechts ausbrechen, was mit der Steuerung korrigiert werden musste. Aufs Motorrad übertragen führt dies zu einem instabilen Fahrgefühl, bis zur Unfahrbarkeit. Übertrieben ausgedrückt hat man eine Knicklenkung wie bei Baumaschinen. Ist der Nachlauf zu gross, wird das Motorrad so stabil, dass sich damit kaum noch Kurven fahren lassen.
Wird die Gabel verlängert, wird der Nachlauf immer grösser; Desshalb wurden ursprünglich lange Gabeln verbaut, um das Motorrad bei hohen Geschwindigkeiten stabiler zu machen.
Um an einem Chopper mit extrem langer Gabel den nötigen Nachlauf zu erhalten, wird die Gabel gereckt. Dies ist der Winkel zwischen Lenkkopf und Gabelrohren. Ohne die Reckung wäre der Nachlauf viel zu gross.
Nachlauf hin oder her, bei einer Gewissen Länge der Gabelrohre ist Schluss. Die Rohre selbst können den Biege und Torsionskräften nicht mehr standhalten. Nicht dass diese brechen o.ä., aber Sie können am Lenker bestenfalls noch Empfehlungen bezüglich Fahrtrichtung abgeben. Durch die Kreiselkräfte am drehenden Vorderrad wird dieses sehr stabil. Wenn sie nun am Lenker zerren, verbiegt sich nur die Gabel. Das Rad selbst bleibt mehr oder weniger geradeaus gerichtet. Bei Springer-Gabeln ist das Maximum bereits wesentlich früher erreicht. Die dünnen „Stäbchen“ der Gabel und die Umlenkung mit den kleinen Lagern sind keinen grossen Kräften gewachsen.
Weiter wichtig ist auch eine Gabel in sehr guter Qualität. Wegen des flachen Winkels zum Boden gewährleisten nur hochwertige Produkte ein sauberes ein und ausfedern. Bei einer billigen Gabel würden die Unebenheiten von den Gabelrohren selbst durch durchbiegen absorbiert, wodurch das ganze Motorrad zu springen beginnt.
Die Grösse des Nachlaufes richtet sich sehr stark nach dem gewünschten Geschwindigkeitsbereich, in dem das Motorrad eingesetzt wird. Sportmotorräder müssen zwischen 30 bis über 300 km/h eingesetzt werden können. Dabei müssen viele Kompromisse eingegangen werden. Ein Chopper muss hingegen einen Geschwindigkeitsbereich bis ca. 150 km/h abdecken (keine Angst, es geht auch Schneller!!!!). Weniger Kompromisse bedeuten ein Stimmiges Konzept und entspanntes Fahren.
Wir wollen nicht behaupten, dass andere Motorräder schlecht gebaut sind, doch wer schon mal mit einem Nakedbike 50 km/h (todlangweilig und unbequem), oder mit einer Enduro 150 km/h (das Bedürfnis sich irgendwo festzuhalten, aber nicht am Motorrad) gefahren ist, weiss was wir meinen.
Auch daran scheiden sich die Geister. Die Lebensdauer und der Preis sind ein Argument für den Autopneu. Aber wichtiger ist wohl die spezielle Optik.
Ein Autopneu ist für eine wesentlich höhere Tragkraft ausgelegt, als am Motorrad nötig. Die Menge der Luft in einem Pneu ist ein wichtiger Faktor für dessen Tragkraft. Wir pumpen den Pneu statt der üblichen ca. 2.5 bar, nur auf 1.6 bar. Die Tragkraft reicht aus, doch der Pneu wird weicher und übernimmt die Aufgabe einer Federung.
Ein breiter Niederquerschnittsreifen mit nur wenig Federweg (auch bei Air Ride Suspension), wie es wegen der Optik gebaut wird, ist mit Sicherheit wesentlich härter als ein Starrahmen mit Autopneu. Auch Ohne Sitzfederung kann man nicht von „Schlägen“ sprechen. Weiter wichtig ist eine Sitz-, Fussrasten- und Lenkerposition, die eine einigermassen gesunde Rückenhaltung gewährleisten.
Unsere Chopper sind Fahrbar. Sogar mehr als dass: sie können entspannt bewegt werden, sind Langstreckentauglich, wendig und haben Druck im Gesicht.
…und all das ohne Rückenschmerzen am Abend.